Erschöpfung

Von einem Erschöpfungssyndrom spricht man, wenn die Müdigkeit chronisch wird und der Organismus sich nicht mehr durch die üblichen Ruhephasen erholt.

Die Chinesische Medizin unterscheidet bei Burnout oder Erschöpfung vorab zwischen stagnationsbedingten Symptomen und wirklichen Leere-Mustern. Im Falle der echten Erschöpfung sind die Speicher so leer, dass es einer längeren Erholungsphase bedarf, um diese wieder zu regenerieren. Zum Beispiel beim klassischen Burnout-Syndrom, wenn Menschen sich über längere Zeit über Ihre Grenzen hinaus engagieren bis Ihre Kompensationsmechanismen ausgereizt sind.
Von dieser echten Energieleere abzugrenzen ist die Stagnation; wenn eine Stagnation vorliegt, tritt die Müdigkeit und Handlungsunfähigkeit auf, weil das Qi blockiert ist. Das heisst die vorhandene Energie kann aus verschiedenen Gründen nicht fließen Z.B. weil das, was jemand zu tun versucht, eigentlich ihrem Inneren widerstrebt.


Einteilung nach den 5 Elementen

Die Chinesische Medizin beschreibt entsprechend den fünf Elementen fünf verschiedene „Erschöpfungs-Typen“. Dabei wird ein Mensch in der Regel mehrere Aspekte bzw. Elemente in sich vereinen.

Der „Holz-Typ“ ist kreativ und ehrgeizig. Sie ist selbst sehr schnell aber neigt sehr zur Ungeduld und ist oft genervt, wenn andere zu langsam sind. Ihr Maßstab ist nicht der Durchschnitt sondern das, was sie für möglich hält. Daher wird ihr Leistungsdruck durch ein leistungsorientiertes Umfeld verschärft. Auf der körperlichen Ebene zeigen sich häufig Verspannungen, PMS, Gallen- oder Magenprobleme. Die Erschöpfung führt hier oft zu Nervenzusammenbrüchen oder Wut. Alkohol bringt hier kurzfristig Linderung aber macht es langfristig schlimmer. Wenn diese Wut unterdrückt wird, kann es passieren, dass sie sich gegen die eigene Person richtet und schließlich depressionsähnliche Zuständen verursacht. Dann heißt es fast immer "Ventile finden" für die inneren Impulse. Das kann z.B. Kampfsport sein, gewagte Kommunikation, aktive Kunst oder was auch immer die Stagnation löst.

Der „Feuer-Typ“: Sie brennt für ihre Sache und nimmt die Arbeit oft gar nicht als solche wahr, da sie so in ihr aufgeht. Sie vergisst darüber die Zeit, das Essen und kommt kaum zum Schlafen. Arbeiten und Feiern haben hier manchmal fließende Übergänge. Wenn die Begeisterung und Hingabe für das Projekt ihr zu sehr an die Substanz gehen wird sie hektisch und kann kaum noch schlafen.  Konzentrationsstörungen, Innere Unruhe, Herzklopfen bis hin zu Panik-Gefühlen sind typische Symptome.
Die Ahnung, dass dies keine gesunde Balance ist, kommt meist erst sehr spät da "alles super mega gut läuft". Auf die Ruhe, die ihr jetzt gut täte, hat sie keine Lust und oft muss sie sich dazu disziplinieren, einen freien Tag in der Woche einzulegen, um eine bestimmte Zeit Feierabend zu machen oder Pausen einzulegen.

Der Erde-Typ kümmert sich, sorgt sich, denkt für alle mit, übernimmt viel zu viel Verantwortung und kommt dabei selbst oft zu kurz. Die klassische Lebenssituation, in der dies auftritt, ist die (junger) Mütter. Viele haben kaum eine andere Wahl als eigenen Bedürfnisse in dieser Lebensphase hinten anzustellen. Mit einem Säugling ist der Nachtschlaf ohnehin gestört, mit einem wandernden Kleinkind ebenfalls, nach dieser Zeit liegen viele noch für Jahre mit einem "wachen Ohr" in der Nacht und haben einen weniger tiefen und erholsamen Schlaf. Da zu jedem Zeitpunkt das Kind rufen kann, gibt es tagsüber keine echte Pause. Manche finden im Büro mehr Ruhe als zu Hause. Oft ist der späte Abend, wenn endlich alles schläft, die einzige Zeit, die sie für sich hat. Dann reicht die Kraft aber nicht mehr für das, was ihr wirklich gut täte, sondern maximal noch für Fernsehen und Essen. Typische Symptome sind dauernde Müdigkeit, hormonelle Störungen und Gewichtszunahme. Entlastung wäre hier nötig. Das ist strukturell bedingt oft schwierig aber ein bisschen Spielraum gibt es meistens. Initial muss sie etwas Kraft investieren um Veränderungen zu bewirken und selbst Loslassen erfordert ein bisschen Kraft. Wenn ihr diese fehlt, braucht sie aktive Hilfe von Außen (Kein: "Wie kann ich dir helfen?" sondern "Ich übernehme das und du machst jetzt Pause.")

Der Metall-Typ erschöpft sich an seiner Genauigkeit. Für andere überschaubare Aufgabe werden dadurch so anspruchsvoll, dass es fast nicht möglich ist, ihnen gerecht zu werden. Im Gegensatz zur Feuer-Begeisterung geht es hier nicht um etwas "supertolles großartiges" sondern einfach nur darum, die Aufgabe richtig und fehlerfrei! zu erledigen. In einer Welt, in der viele andere diese Genauigkeiten nicht so beachten, ist er ständig mit Fehlern und Herausforderungen konfrontiert. Dem Metall-Typ wird wohl am häufigsten gesagt, "er solle sich (und andere) nicht so stressen". Er kann aber so wenig wie alle anderen aus seiner Haut. Entsprechend der TCM zeigen sich Hautsymptome und Allergien bei diesem Konstitutionstypen besonders häufig; Unverträglichkeiten, trockene Schleimhäute und chronische Entzündungen (zum Beispiel der Nebenhöhlen). Die Atmung wird ebenfalls dem Metallelement zugeordent und Atemübungen sind eine gute Möglichkeit das Annehmen und Loslassen zu üben.

Der Wasser-Typ erschöpft sich vor allem durch unbewusste Ängste. Manchmal liegt diesen eine traumatische Erfahrung zugrunde. Das führt dann mitunter zu einem dauerhaften "Survival-Modus". Die Erschöpfung kommt oft erst dann an die Oberfläche, wenn wir uns wieder in Sicherheit fühlen. Sie äußert sich dann in Müdigkeit, einem verlangsamten Stoffwechsel, Neigung zu Unsicherheit und Depressionen und einem chronischen Kältegefühl. Auch wenn alle Typen die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen, fördert diese Form eine Erschöpfung des Nieren-Qis beeinträchtigt die Regenerative Kraft und Fruchtbarkeit am unmittelbarsten.



Symptome

Erschöpfung äußert sich sowohl in psychischen Symptomen wie z.B. chronischer Müdigkeit, emotionaler Labilität und Stimmungsschwankungen, Apathie und Konzentrationsstörungen als auch in funktionellen Leiden wie Schlafstörungen, Reizdarmsyndrom, der Unfähigkeit sich zu bewegen, Infektanfälligkeit, Rückenschmerzen, Magenbeschwerden etc.. In schweren Fällen bzw. bei langanhaltender Belastung kann es auch zu substanziellen somatischen Störungen kommen.



Differentialdiagnose

Ursache einer anhaltenden Erschöpfung können natürlich auch organische Erkrankungen, Fehlernährung, Medikamente, Krebsleiden u.a. sein. Eine gründliche diagnostische Abklärung ist daher unbedingt erforderlich.


Regeneration

Die Behandlung eines Erschöpfungssyndroms mit ganzheitlichen und schulmedizinischen Methoden ist abhängig von der Art der Erschöpfung. Darum steht am Anfang immer eine Bestandsaufnahme mit eingehender ganzheitlicher und schulmedizinischer Anamnese und ggf. Labordiagnostik. je nach Ausgangslage kann es sinnvoll sein z.B. das Blut auf Vitamin- und Nährstoffdefizite zu untersuchen, die Funtkion der Schilddrüse zu überprüfen oder auf latente Entzündungen zu untersuchen. Da das Stresshormon Cortisol einen direkten Einfluss auf die Sexualhormone und viele andere Funktionen hat, erfolgt in manchen Fällen auch eine Hormondiagnostik. Ebenso ist unsere Verdauung ein zentrales Element wenn es um unsere Energieversorgung und Kraft  geht. Insofern gehört die Stuhldiagnostik auch mit zu den Laboruntersuchungen.

Erkannte Vitamin-Defizite können häufig durch Nahrungsergänzungsmittel oder Infusionen behoben werden. Während die Infusionstherapie vor allem aufbauend und stärkend wirkt, hilft die Akupunktur Stagnationen zu lösen und individuelle Symptome wie z.B. Schlafstörungen oder Verspannungen zu lösen. Die Behandlungen erfolgen anfangs wöchentlich. Regelmäßige Zeiten für die eigene Regeneration sollten auch nach dieser Anfangszeit beibehalten werden.
Eine „Kurskorrektur“ und Veränderung schädigender Verhaltensmuster ist für einen langfristigen Erfolg unerlässlich.

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